Empirische Untersuchungen und auch Alltagserfahrungen von Lese-Vermittlern zeigen, dass es erhebliche Unterschiede im Leseverhalten zwischen Jungen und Mädchen gibt. Dies betrifft nicht nur die Lesehäufigkeit und die Lesedauer, sondern auch die Funktionen des Lesens, die Lektürepräferenz und die Genrevorlieben, sowie die Lesefähigkeit und die Art und Weise der Rezeption. Vor allem die Lesemotivation ist bei Jungen häufig signifikant geringer. Auch bezieht sich der Leistungsunterschied insbesondere auf das Verständnis von erzählenden Texten. Bei Sach- und Gebrauchstexten liegen beide Geschlechter gleichauf. Texte dieser Art sind auch für Jungen interessant, denn ihr Nutzwert und damit ihre Relevanz für die eher pragmatisch orientierten männlichen Leser liegt auf der Hand. Jungen stellen daher andere Ansprüche an ihren Lesestoff. Sie sind dabei nicht kulturloser, sondern sehr viel kritischer als Mädchen – das ist eine gute Basis!
Eva Pfitzner